Welpentraining
In den ersten Lebensmonaten sind Welpen besonders lernfähig – diese Zeit solltest du nutzen und deinem Welpen ein paar grundlegende Dinge beibringen.
VORBEREITUNGEN FÜR DAS TRAINING
In den ersten Lebenswochen besteht das Leben von Hundewelpen aus Schlafen, Fressen und Spielen. Zu dieser Zeit macht ein formales Training keinen Sinn – ein guter Züchter wird aber schon jetzt Lernfreude und Vertrauen zum Menschen geschickt fördern, die Voraussetzung für spätere Trainingserfolge sind. Wir sprechen hier eher von „Prägung“ (auf die Umwelt) und „Sozialisierung“ (mit anderen Lebewesen). Beides solltest Du nach Übernahme des Welpen fortführen, weiterführende Informationen dazu findest Du in den Pfotentipps zum Thema „Prägung“ bzw. „Sozialisierung“.
DAS TRAINING BEGINNT MIT DEM NAMEN
Bevor es mit irgendwelchen Hörzeichen losgeht, sollte Dein Welpen zunächst einmal seinen Namen kennenlernen. Dieser dient Deinem Hund zur Orientierung, dass er gemeint ist und dass gleich eine Handlungsaufforderung folgt. Der Name sollte kurz und prägnant sein, und nach Möglichkeit solltest Du auch bei dem einmal gewählten Rufnamen bleiben. Wenn immer Du mit Deinem Welpen spielst, ihn streichelst oder fütterst, solltest Du seinen Namen sagen. Schon bald wird er die Öhrchen spitzen, sobald er seinen Namen hört.
DAS HÖRZEICHEN „KOMM“
Sobald der Welpe auf seinen Namen hört, ist es sinnvoll, das Heranrufen mit dem Hörzeichen „Komm“ zu verbinden. Am leichtesten machst Du Deinem Welpen die Verknüpfung zwischen Wort und Tat, wenn Du zu Beginn das Hörzeichen „Komm!“ nur aussprichst, wenn er ohnehin gerade auf dem Weg zu Dir ist. Kommt Dein Welpe angesaust, lobst und knuddelst Du ihn kräftig. Ist der Welpe jedoch gerade mit etwas beschäftigt und hat das Hörzeichen noch nicht verinnerlicht, wird „Komm“ ein Fremdwort für ihn sein. Dessen solltest Du Dir bewusst sein und keinesfalls ärgerlich werden. Wesentlich zielführender ist es in solchen Situationen, mit hoher Stimme den Hundenamen gefolgt von einem fröhlichen „Komm!“ zu rufen. Verstärken kannst Du das Ganze, indem Du in die Hocke gehst und vielleicht in die Hände klatschst – oder Dich umdrehst und ein paar Schritte in die andere Richtung davonläufst. Sobald Dein Welpe sich auf den Weg zu Dir macht, bestätige ihn mit einem „Fein, Bello, komm!“ und lobe ihn tüchtig, sobald er bei Dir ist. Wichtig: Das „Zu-Dir-Kommen“ sollte auch beim erwachsenen Hund immer positiv besetzt sein. Selbst wenn Dein Vierbeiner vorher etwas Unerlaubtes gemacht hat, sich unerlaubt entfernt hatte oder sich erst nach der dritten Aufforderung zu Dir bequemt – kommt er bei Dir an, wird weder geschimpft noch bestraft. Um gezielt das Herankommen zu üben, hat sich das „Komm-Spiel“ bewährt:
Zwei mit kleinen Leckerchen ausgestattete Menschen stellen sich angemessenem Abstand voneinander auf. Während die eine Person den Welpen festhält, geht die anderen in die Hocke und ruft den Welpen mit seinem Namen und dem Hörzeichen „Komm!“. Sobald der Welpe dorthin strebt, lässt der andere Mensch ihn los, und er darf hinflitzen und sich seine Belohnung abholen. Dann hält die zweite Person den Welpen fest, und das Spiel beginnt von Neuem. Später kannst Du die Entfernung vergrößern, und die Spannung erhöhen, indem der Junghund etwas länger festgehalten wird, bevor er los spurten darf, oder indem sich die rufende Person nach dem Rufen umdreht und in die andere Richtung davonläuft.
Wichtig: Bei diesem Spiel wird nicht mit dem Leckerchen gelockt – das gibt es erst, wenn der Welpe aus freien Stücken angeflitzt bekam. Wir möchten ja ein Hörzeichen etablieren und nicht einen Hund heranziehen, der erst einmal abschätzt, ob sich das Kommen überhaupt lohnt.
Beachte: Welpen haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne
Zum einen bedeutet dies, dass du für das Training einen guten Moment abpassen solltest. Der Welpe sollte weder in Spiellaune sein noch sich gerade zum Schlafen hingelegt haben. Er sollte einigermaßen ausgepowert aber noch gut aufmerksam sein. Übe mit ihm, solange es geht und ihm Spaß macht. Das Training sollte nicht zu lange dauern und möglichst positiv enden, so dass sich der Kleine bereits auf die nächste Runde freut.
DAS HÖRZEICHEN „AUS“
Eins der wichtigsten Hörzeichen, auf die ein Hund zuverlässig hören sollte, ist das Kommando „Aus“. Aufgenommene Gegenstände freiwillig herzugeben, kann in bestimmten Situationen lebensrettend für Deinen Vierbeiner sein!
Damit das gut klappt, solltest Du es frühzeitig mit Deinem Welpen üben. Eine schöne Übung ist das „Tausch-Spiel“. Gib‘ Deinem Junghund dazu einen Kauartikel oder ein mit Futter gefülltes Spielzeug. Sobald er sich damit beschäftigt, setzt Du Dich neben ihn, und bietest ihm eins Deiner kleinen Leckerchen an. Achte darauf, dass Du hier wirklich attraktives Futter (wie z. B. Käsewürfel) verwendest, denen Dein Welpe nicht widerstehen kann. Lässt Dein Welpe sein Kauspielzeug los, um sich das Leckerchen zu holen, sagst Du mit ruhiger Stimme „Aus!“, gibst ihm das Leckerchen und greifst mit der anderen Hand nach dem Kauartikel. Diesen schaust Du Dir in Ruhe genau an, und gibst ihn dann dem Welpen zurück, wenn dieser sich ruhig verhält (also nicht stupst oder nach dem Spielzeug schnappt). Er darf sich dann wieder eine kleine Weile damit befassen, bis Du ihm erneut einen Käsewürfel zum Tausch anbietest. Bald wird sich die Verknüpfung einstellen „Aus bedeutet, dass ich noch etwas Leckeres dazubekomme, und anschließend erhalte ich meinen Kauartikel auch zurück.“
Junge Hunde erkunden ihre Umgebung mit der Schnauze, und haben schnell etwas im Maul, was eigentlich nicht für sie vorgesehen war. Der Impuls, ihnen jetzt nachzulaufen, und ihnen den unerlaubten Gegenstand abzunehmen, ist zu verständlich. Aber das ist kontraproduktiv, denn es lehrt Deinen jungen Hund, sich möglichst rasch mit seiner „Beute“ aus dem Staub zu machen. Und sehr bald wird er schneller als Du sein!
Zielführender ist es, den Welpen mit hoher Stimme zu rufen und davon zu laufen. Lässt er seine „Beute“ daraufhin fallen und kommt angelaufen, lobst Du ihn natürlich kräftig, gibst ihm ein erlaubtes Spielzeug und verstaust anschließend die unerlaubte Beute welpensicher. Kommt Dein kleiner Vierbeiner jedoch mit seiner Beute angesaust, nimmst Du ihn in Empfang und hältst ihn fest, ohne nach dem Gegenstand zu greifen. Du lobst Deinen Welpen, und bietest ihm dann etwas „Erlaubtes“ zum Tausch an. Damit erreichst Du, dass Dein Hund hoffentlich auch später mit aufgenommenen Dingen vertrauensvoll zu Dir kommt und nicht etwa versucht, sich mit seiner Beute zu verdrücken oder diese gegen Dich zu verteidigen.
Auch beim gemeinsamen Beutespiel kann man das Hörzeichen „Aus!“ gut festigen. Dazu ist es hilfreich, wenn Du zwei identische Spielbeuten hast, mit denen Du Beutetausch üben kannst. Dazu spielst Du zunächst mit dem einen Spielzeug mit Deinem Welpen. Hat er geschnappt und hält ordentlich fest, stellst Du Deine „Gegenwehr“ kurz ein, hältst das Spielzeug nur ruhig fest und bietest Deinem Welpen mit der anderen Hand das zweite Spielzeug an. Spuckt Dein Hundchen seine Beute aus und greift nach dem anderen Spielzeug, sagst Du ruhig „Aus!“. Das kannst Du noch ein paar Runden so weitermachen, bis Du das Spiel mit einem passenden Hörzeichen wie „Schluss“ oder „Fertig“ beendest und beide Spielzeuge wegräumst. Nach einiger Zeit wird Dein Hund dieses Hörzeichen gut verknüpft haben, und Du kannst es auch ohne zweites Spielzeug zur Anwendung bringen. Auch dabei stellst Du Deine Aktivität kurz ein, hältst das Spielzeug weiter fest und gibst das Hörzeichen. Sobald Dein Welpe freiwillig loslässt, geht das Spiel weiter und er darf wieder zupacken.
Wichtig bei allen diesen Übungen ist dem Welpen zu vermitteln, dass Du ihm mit dem Hörzeichen „Aus!“ nicht dauerhaft tolle Sachen wegnehmen willst, sondern er seine Beute in den allermeisten Fällen zurückbekommt oder ein günstiges Tauschgeschäft machen kann.
DAS HÖRZEICHEN „SITZ“
Es gehört typischerweise zu einem der ersten Hörzeichen, die ein Welpe lernt. Welpen sitzen ohnehin oft herum und beobachten ihre Umgebung, Sitzen ist auch eine Haltung, in der Positives erwartet wird (so trinken ältere Welpen beispielsweise auch sitzend an der Mutterhündin). Das Befolgen des Hörzeichens „Sitz!“ kann recht praktisch sein, um den Hund zuverlässig verharren zu lassen (z. B. vor dem Überqueren der Straße oder vor der Futtergabe). Oder um ihm ein erwünschtes Ersatzverhalten anzubieten, wenn man ihm beispielsweise das Anspringen von Besuchern abgewöhnen möchte.
Beim Training gibt es zwei Möglichkeiten: Zum einen kann jede Gelegenheit genutzt werden, in der der Welpe sich zufällig gerade selbstständig absetzt. Du gibst dann zeitgleich das Hörzeichen „Sitz“ und lobst tüchtig, sobald sich der Welpenpopo auf dem Boden befindet. Die zweite Variante ist, den Welpen aktiv zum Hinsetzen zu motivieren. Das gelingt am besten mit etwas Futter in der Hand, auf das Du Deinen Welpen aufmerksam machst. Wenn er zu Dir gesaust kommt und versucht, an das Futter in Deiner geschlossenen Hand zu gelangen, kannst Du die Hand über die Hundenase nach hinten / oben führen, so dass Dein Hund seinen Kopf in den Nacken legen muss. Meistens bewegt sich dabei sein Hinterteil automatisch in Richtung Boden, und Du kannst diese Bewegung gleich mit dem freundlich gesprochenen Wort „Sitz!“ kommentieren. Sobald der kleine Kerl sitzt, lobst Du ihn und reichst ihm seine Belohnung unterhalb des Schnäuzchens, um zu verhindern, dass er gleich wieder aufsteht oder gar nach dem Leckerchen springt. Achte von Anfang an darauf, die Übung mit einem Hörzeichen wie „Lauf“ oder „Frei“ wieder aufzulösen, damit Dein Welpe lernt, auf die Freigabe zu warten.
Wichtig: Die Versuchung ist groß, das „Komm“- und das „Sitz“-Signal zu verknüpfen, sobald der Welpe beides einigermaßen beherrscht. Es macht ja auch ordentlich Eindruck, wenn so ein kleiner Stöpsel auf Ruf angeflitzt kommt und sich gleich auch noch artig vor einen hinsetzt. Damit schafft man aber gleichzeitig eine neue Hürde, welche das zuverlässige Herankommen beeinträchtigen kann. Die Belohnung für das flotte Befolgen des Rückrufs sollte immer unmittelbar erfolgen und nicht erst über den Umweg eines zweiten Hörzeichens. Setzt sich Dein Welpe nach dem Hereinkommen von sich aus hin, ist das selbstverständlich völlig in Ordnung und sollte auch eine unmittelbare Belohnung zur Folge haben.
WIE GEHT ES WEITER?
Dein Welpe sollte nicht überfordert werden, aber wenn ein Hörzeichen gut funktioniert, kann ein neues einstudiert werden. Dazu gehört unter anderem „Steh“, „Platz“ und „Bleib“. Wichtiger als die tatsächlich erlernten Hörzeichen ist, dass Dein junger Hund in dieser Zeit „das Lernen lernt“. Also dass es Spaß macht und Belohnung bringt, mit Dir gemeinsam die Bedeutung neuer Signale einzuüben. Dann wird er ein Leben lang Freude am Erlernen neuer Dinge haben – seien es „ernsthafte“ Dinge wie bei der Gebrauchshundeausbildung oder Tricks wie Pfötchengeben, Rolle oder „Männchenmachen“. Übrigens: Gerade für das Tricktraining eignet sich auch die Benutzung eines Clickers – weitere Informationen dazu findest Du hier: https://www.belcando.de/pfotentipps/clickertraining-mit-belcando.