Der perfekte Haufen: Entscheidend ist, was hinten rauskommt
Was offenbart Hundekot über die Gesundheit des Hundes und welche Faktoren beeinflussen seine Konsistenz und Farbe - und warum sind Variationen meist unbedenklich?
Die Mär vom perfekten Haufen
Hundekacke begleitet uns seit der Domestikation des „besten Freund des Menschen“. Für mehr als 14.000 Jahre war dies eine mal mehr mal weniger beachtete Nebenwirkung der Mensch-Hund-Beziehung, die erst mit dem Aufkommen der Hundehaltung in zivilisierten Ballungsräumen echte Aufmerksamkeit erregte. Noch um die Jahrtausendwende waren beispielsweise Tretminen auf den Bürgersteigen so etwas wie die „inoffiziellen Wahrzeichen“ der Stadt Berlin und damit wiederkehrendes Thema der Boulevardpresse. Inzwischen wurden sie – nicht zuletzt in Folge diverser „Bello-Dialoge“ - von Einweg-Kaffeebechern als „größtes Müllärgernis“ abgelöst. Dafür ist es aber scheinbar salonfähig geworden, sich in Gegenwart anderer Personen ausgiebig über Form, Farbe, Volumen und Konsistenz der Morgenfäkalie des eigenen Flockis auszulassen. Ob auf der Hundewiese oder im Internetforum – „Kacki-Interpretationen“ erfreuen sich großer Beliebtheit. Und wir alle haben doch mindestens eine Person in unserem Bekanntenkreis, die aus dem Effeff Menge, Frequenz und Beschaffenheit der Ausscheidungen eines jeden ihrer fünf Vierbeiner in den letzten drei Wochen rezitierten kann. Oder sie notfalls im Kacki-Tagebuch nachschlägt.
Das Standard-Kacki
Im Rahmen des allgemeinen Optimierungswahns hat auch der Hundehaufen perfekt zu sein: Im Verhältnis zum Ausscheider nicht zu groß, von glänzend-tiefbrauner Farbe und prallelastischer Konsistenz. Griffig, nicht zu offensiv nach Fäkalien riechend (aber bitte auch keine abweichenden Aromen) und leicht in der vollkompostierbaren Designer-Kackitüte zu verstauen. Die Lieferung hat in überschaubarer Frequenz und zu möglichst vorhersehbaren Zeitpunkten zu erfolgen, um in der durchgetakteten Agenda eines modernen Familienhundes angemessen berücksichtigt zu werden. Damit die vorbeschriebene Reibungslosigkeit im Ausscheidungsmanagement gewährleistet ist, wird der Vierbeiner mit ausgesucht artgerechter, hochverdaulicher und im Idealfall probiotischer Vollkost ernährt.
Wenn der Haufen nicht so ausfällt wie erwartet
Aber wehe, es gibt Abweichungen! Setzt der Hund statt einem gleich zwei oder gar drei Häufchen auf der Morgenrunde ab, oder zeigt das „Produkt“ Abweichungen in Form, Farbe, Konsistenz oder Geruch, oder wartet – Gott bewahre! - unser hündischer Begleiter mit Durchfall auf, ist die Verunsicherung groß. Vor wenigen Jahrzehnten wären solche Dinge kaum einem Hundehalter aufgefallen, weil die Hunde ihr Geschäft üblicherweise irgendwo draußen im Grünen erledigten und sich kaum jemand damit aufhielt, die Hinterlassenschaften in die Hand zu nehmen und einer näheren Inspektion zu unterziehen. Letzteres tun aber moderne, gut erzogene „Hundeeltern“ mehrfach täglich und können so auch geringste Veränderungen zeitnah registrierten.
Große Erwartungen
Und dieses „Woanders“ findet sich immer häufiger in einer übersteigerten Erwartungshaltung an die Ausscheidungen unserer Vierbeiner. Klingt absurd, ist aber in Zeiten von „fecal scoring systems“ nicht von der Hand zu weisen. Hier die gute Nachricht für alle überbesorgten Hundeeltern: Es ist normal, dass die Häufchen eines Hundes variabel im Erscheinungsbild sind. Von Tag zu Tag, von Tageszeit zu Tageszeit und sogar innerhalb des gleichen Spaziergangs.
Was tatsächlich im Darm passiert
Warum das so ist, erklärt ein Blick auf die Abläufe im Verdauungstrakt: Die Verdauung von Nahrung läuft beim Hund in mehreren Schritten ab. Die hauptsächliche „Zerlegung“ und „Aufnahme“ der Nahrungsbestandteile findet im Dünndarm statt, wo mit Hilfe verschiedener fett-, eiweiß- und kohlenhydratspaltender Enzyme die einzelnen Nährstoffe herausgelöst, aufgespalten und durch die Darmwand in den Körper transportiert werden. Je höher verdaulich eine Nahrung ist, umso „vollständiger“ ist dieser Prozess. Damit dies gut vonstattengehen kann, ist der Nahrungsbrei im Dünndarm recht dünnflüssig und enthält mehr als 80 % Feuchtigkeit. Alles, was jetzt noch übrig ist (schlecht- bzw. unverdauliche Fasern, bindegewebiges Eiweiß, einige Mineralstoffe) landen dann im Dickdarm. Hier wird dem Nahrungsbrei vor allem die Flüssigkeit entzogen, so dass am Ende ein Feuchtigkeitsgehalt von 60 – 70 % im Kot übrigbleibt. Ein Abbau und Weitertransport von Nährstoffen findet im Dickdarm nur noch begrenzt statt – zum Teil über „mitgeführte“ Verdauungsenzyme aus dem Dünndarm, vor allem jedoch durch die Bakterien der Darmflora. Die Verweildauer im Dickdarm ist hier maßgeblich verantwortlich einerseits für die Wassermenge, die aus dem Darm in den Körper zurückgeführt wird. Andererseits für das Ausmaß an bakteriellem Abbau von „Nährstoff-Restposten“. Die KotMENGE wird also größtenteils im Dünndarm festgelegt (je nachdem, wie gut oder schlecht die Mahlzeit von den Darmenzymen abgebaut werden kann), die KotKONSISTENZ im Dickdarm (je nachdem, wie viel Wasser dem Kot wieder entzogen wird und wie gut Restbestandteile der Nahrung hier noch mikrobiell verwertet werden können).
Mögliche Ursachen für wechselnde Kotbeschaffenheit
1. Zeitpunkt der Entleerung
Wie oben gesagt, hängt der Flüssigkeitsgehalt eines Häufchens größtenteils von dessen Verweildauer im Dickdarm ab. Aus diesem Grund ist der erste Haufen des Tages oft von festerer Konsistenz, da der Hund in der Regel nachts geruht hat und keine Möglichkeit hatte, sich zu lösen. Im Laufe des Tages bekommt er diese Möglichkeit in kürzeren Abständen als in der Nacht, und damit sinkt auch die Verweildauer des Kotes im Dickdarm. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn das „Nachmittagshäufchen“ minder griffig ist als das „Morgenkacki“.
2. Körperliche Aktivität
Wie bei uns Menschen kommt auch beim Hund die Verdauung durch körperliche Aktivität in Schwung. Damit erhöht sich die Geschwindigkeit der Darmpassage, womit sich gleichzeitig Rückresorption von Feuchtigkeit im Dickdarm reduziert. So ist es zu erklären, dass der ersten Haufen zu Beginn eines Spaziergangs fester ausfällt als das zweite Häufchen, das nach einer ausgiebigen Toberunde oder Fahrradtour auf dem gleichen Spaziergang abgesetzt wird.
3. Aufregung
Ebenfalls wie bei uns Menschen kann auch Aufregung auf den Magen schlagen. Auch die erhöht die Geschwindigkeit der Darmpassage, und vermindert die Rückresorption von Feuchtigkeit im Dickdarm. Befindet sich der Hund also in einer ungewohnten Situation oder ist angespannt bei einem sportlichen Wettkampf, kann dies auch die Kotabsatz-Frequenz und in der Folge auch die Kotkonsistenz beeinflussen.
4. Futterwechsel
Auch Veränderungen in der täglichen Futterration des Vierbeiners können Einfluss auf die Kotqualität haben. Besonders auffällig ist dies oft beim Wechsel von Trocken- auf Nassfutter, oder selbstzubereiteten Rationen auf Fertigfutter. Aber bei empfindlichen Hunden kann schon der Umstieg von der einen Trockenfuttersorte auf eine andere wahrnehmbare Veränderungen hervorrufen. Oder der Austausch des abendlichen „Betthupferls“, z. B. von Hundekuchen (leicht verdaulicher, kohlenhdyratreicher Snack) gegen Ochsenziemer (schwer verdauliches, bindegewebigs Eiweiß). Wer erinnert sich nicht an die früher nach Festtagen üblichen weißen „Knochenkot“-Häufchen auf dem Bürgersteig? Selbst wir Menschen produzieren womöglich auch nicht jeden Tag identische Ausscheidungsprodukte, insbesondere wenn wir uns vollwertig und abwechslungsreich ernähren.
5. Individuelle Veranlagung
Im Durchschnitt sind die Ausscheidungen großwüchsiger Hunde etwas weicher als die ihrer kleineren Artgenossen. Zusätzlich gibt es unter den verschiedenen Hunderassen bessere und schlechtere Futterverwerter. Und last, but not least verwertet nicht jeder Hund jedes Futter gleich. Dies kann bei gleicher Fütterung und Haltung zu durchaus unterschiedlichen „Resultaten“ führen.
Aufgemerkt!
Sie sehen also, dass Schwankungen in der Kotkonsistenz völlig normal sind und an sich kein Grund zur Beunruhigung. Insbesondere sind sie auch aller Wahrscheinlichkeit KEIN Anzeichen für eine Nahrungsunverträglichkeit oder Futtermittelallergie! Selbstverständlich ist bei deutlichen Veränderungen (wässriger oder blutiger Durchfall, massive Farbabweichungen, Schleimüberzug, sichtbare Fremdkörper oder Parasiten sowie starken Frequenzänderungen im Kotabsatz) tierärztlicher Rat einzuholen. Bei allen sonstigen Abweichungen von der Norm kann es hilfreich sein, sich zu fragen: „Wenn das meine Verdauung beträfe, würde ich dann auch fachlichen Rat suchen oder sofort meine Ernährung umstellen?“ In diesem Sinne: Gute Verrichtung!
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