Ungeliebte Mitbewohner: Giardien beim Hund
Wenn ein Hund an Durchfall leidet und immer mehr an Gewicht verliert, obwohl er normal frisst, sollte er von einem Tierarzt auf Giardien untersucht werden.
Jeder Hundehalter weiß, dass sein vierbeiniger Freund bisweilen unerwünschten Untermieter in seinem Verdauungstrakt beherbergt. Während man dabei früher vor allem an Rund- oder Bandwürmer dachte, hört man heute vermehrt von einem nur einzelligen Störenfried: Giardia intestinalis. Giardien zählen zu den häufigsten Parasiten, die Hunde hierzulande befallen. So besagen Schätzungen, dass in Deutschland bis zu 70 Prozent aller Welpen mit Giardien infiziert sind.
Was sind Giardien?
Giardien sind mikroskopisch kleine Einzeller, die auf der ganzen Welt vorkommen. Bekannt sind über 40 Arten, die eine Vielzahl von Tierarten befallen. Dabei bevorzugen sie je nach „Sorte“ unterschiedliche Wirte. Daher kommt eine Übertragung vom Hund auf den Menschen nur sehr selten vor, sie ist aber nicht auszuschließen. Ein größeres Erkrankungsrisiko besteht aber nur für Menschen mit bereits geschwächtem Immunsystem.
In ihrer ersten Lebensphase entwickeln und vermehren sich die winzigen Parasiten durch Zweiteilung im Darm des befallenen Hundes. Nach einiger Zeit bilden etliche der Giardien-Pärchen sogenannte „Zysten“, die mit den Ausscheidungen des Hundes nach draußen befördert werden.
Wie werden Giardien übertragen?
Im Kot bleiben die Zysten ungefähr eine Woche infektiös, in feuchter Umgebung (z.B. sumpfige Wiesen) sogar drei Monate oder länger. Werden diese innerhalb dieses Zeitraums von einem passenden Wirt aufgenommen, wandern sie in dessen Darm und beginnen erneut, sich millionenfach zu vermehren.
Hunde können sich über unterschiedliche Wege mit Giardien infizieren. Dies kann z. B. beim gegenseitigen Belecken direkt von Tier zu Tier passieren. Aber auch das typische Beschnüffeln und Ablecken einer im Gras befindlichen Hinterlassenschaft kann für eine Übertragung ausreichen. Man muss sich vorstellen, dass ein Gramm Kot mehrere Millionen Zysten beherbergen kann.
Weniger als zehn solcher Zysten können ausreichen, um eine Infektion auszulösen. Deshalb sind Giardien beispielsweise auch für Tierheime ein großes Problem, denn die vielen Tiere können sich nicht nur ständig gegenseitig anstecken – auch das Trinken aus einer gemeinsamen Wasserschüssel oder die gemeinsame Fütterung aus einem Napf kann bereits dazu führen, dass die Giardien von einem Hund auf den anderen übertragen werden. Das Gleiche kann selbstverständlich auch in einem Mehrhunde-Haushalt passieren.
Aber selbst, wenn man nur einen Hund besitzt und noch so sehr aufpasst, wird dieser früher oder später mit Giardien in Kontakt geraten. Die Zysten der Giardien sind ziemlich widerstandsfähig und überleben gut in unseren klimatischen Breiten – und „Hundewiesen“ oder beliebte „Kackstreifen“ sind wahre Giardien-Eldorados.
Wie machen sich Giardien beim Hund bemerkbar?
Wie wir gerade erfahren haben, sind Giardien allgegenwärtig. Selbst, wenn Du Deinen Hund nur in Deinem eigenen Haus und Garten belassen würdest, bestünde die Gefahr, dass Du infektiöse Zysten an Deinen Schuhsohlen mit heimbringen würden.
Die gute Nachricht ist allerdings, dass nicht jeder Hund, bei dem sich Giardien eingefunden haben, auch tatsächlich deswegen gesundheitliche Probleme bekommt. Dies trifft vor allem für gesunde, erwachsene Hunde zu – hier würde die Antwort auf die vorstehende Frage lauten: gar nicht!
Bei Hunden, deren Abwehrkräfte jedoch entweder noch nicht vollständig entwickelt oder durch eine Vorerkrankung, Mangelernährung oder Alter geschwächt sind, kann ein Giardien-Befall unangenehme Symptome hervorrufen. Dabei handelt es sich vor allem um Magen-Darmprobleme, die durch heftigen (teilweise blutigen) Durchfall gekennzeichnet sind. Sehr typisch sind auch weniger schwere, eher chronische Verlaufsformen. Typisch für diese ist ein immer wiederkehrender leichterer, charakteristisch riechender Durchfall, möglicherweise verbunden mit Appetitlosigkeit und Blähungen beim betreffenden Hund. Nach einigen Tagen legt sich die Symptomatik, und tritt dann einige Zeit später erneut auf. Durch die Beeinträchtigung des Verdauungstraktes kann es auch zur Gewichtsabnahme bzw. ausbleibenden Gewichtszunahme bei den betroffenen Hunden kommen.
Wie lassen sich Giardien nachweisen?
Spontan auftretender starker Durchfall oder immer mal wieder feststellbarer schleimiger Kot können viele verschiedene Ursachen haben. In beiden Fällen solltest Du deshalb nicht zögern, Deinen Vierbeiner beim Tierarzt vorzustellen. Sollte dieser aufgrund des Krankheitsbildes und eventuell auch des Alters Deines Hundes eine Giardien-Infektion als mögliche Ursache in Betracht ziehen, wird er Dich bitten, eine Sammelprobe über drei Tage vom Kot Deines Vierbeiners zu bringen. Anhand eines Schnelltests kann er dann rasch herausfinden, ob darin Giardien-Zysten vorhanden sind.Behandlung eines Giardien-Befalls
Falls der Schnelltest einen Giardien-Befall als mögliche Ursache für die Erkrankung Deines Hundes bestätigt hat, wird der Tierarzt ein geeignetes Präparat verschreiben, um den Einzellern den Garaus zu machen. Üblicherweise muss das Medikament über einige Tage hinweg verabreicht werden, manchmal auch in mehreren Behandlungszyklen nacheinander. Es ist sinnvoll, kurze Zeit nach Beendigung eines Behandlungszyklus erneut eine Kotprobe zu testen, um zu prüfen, ob man alle Einzeller „erwischt“ hat.
Von besonderer Bedeutung für den Therapieerfolg sind außerdem die flankierenden Hygiene-Maßnahmen:
- Wenn noch weitere Hunde im gleichen Haushalt leben, sollten diese auch getestet und ggf. gleich mit behandelt werden.
- Rasches Entfernen und Entsorgen von Kothaufen (idealerweise gut in einen Kunststoffbeutel verpackt).
- Reinigung von Liegeflächen, Futtergeschirren, Spielsachen etc., mit denen der Hund in Kontakt kommt. Flächen sind idealerweise regelmäßig mit einem Dampfstrahler heiß zu reinigen, Geschirr nach jeder Benutzung mit heißem Wasser abzuspülen und Textilien bei > 60 °C zu waschen.
- Gerade bei langhaarigen Hunden ist es sinnvoll, dessen Hinterende regelmäßig mit einem wirksamen Shampoo zu baden, und ggf. auch sehr lange Haare am Hinterteil zu stutzen.
Nichtsdestotrotz kann es einige Tage oder Wochen nach Beendigung der Behandlung zu einer erneuten Infizierung kommen. In der Regel werden die körpereigenen Abwehrkräfte aber zunehmend besser mit den kleinen Quälgeistern fertig, so dass sich nach einiger Zeit eine Teilimmunität mit milderen Krankheitsverlauf oder in einigen Fällen zu einer vollständigen Eliminierung des Erregers einstellt.
Und wie sieht es mit der Fütterung aus?
Durch das Internet geistern Empfehlungen, Hunde bei einer Giardien-Infektion möglichst stärkearm oder gar komplett kohlenhydratfrei zu ernähren, um die Parasiten „auszuhungern“. Es ist zwar zutreffend, dass die Einzeller zur Energiegewinnung und auch zum Aufbau der Zysten-Wand bevorzugt Zuckermoleküle aus ihrer Umgebung nutzen. Untersuchungen im Labor ergaben jedoch, dass auch bei einer massiven Reduzierung des Glucose-Gehalts im umgebenden Medium der Stoffwechsel aufrechterhalten wird – die Giardien also auch noch auf andere Nährstoffquellen zurückgreifen können.
Zudem stellt sich gemäß neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen (nach denen eine sehr fettreiche Kost die Krankheitserscheinungen bei einer Giardiose signifikant verstärken kann) die Frage, aus was denn dann die Ration des erkrankten Hundes bestehen sollte. Wenn weder Stärke noch Fett in der Mahlzeit erhalten sein soll, bleiben eigentlich nur noch Eiweiß und unverdauliche Faserstoffe. Eine solcherart zusammengesetzte Ration mag möglicherweise für einen gesunden, erwachsenen Hund bedarfsdeckend sein. Als Schonkost für einen Hund mit manifesten Magen-Darm-Problemen kann sie hingegen keinesfalls gelten. Was soll man also füttern?
Hier können die gleichen Empfehlungen wie für andere unspezifische Durchfallerkrankungen gelten: Leicht verdaulich und ausgewogen. Während einer akuten Durchfall-Episode ist eine Nahrungskarenz von 24 – 36 Stunden oft hilfreich, um der gebeutelten Dünndarm-Schleimhaut Zeit zur Regeneration zu geben. Danach kann man vorsichtig wieder anfüttern – neben dem traditionellen Rezept für selbstgemachte Schonkost (gekochtes Hähnchenfleisch mit Reisschleim) gibt es inzwischen auch etliche kommerzielle Magen-Darm-Diäten, die Du beispielsweise bei Deinem Tierarzt erhalten kannst. Sind die ganz schweren Symptome wieder abgeklungen, solltest Du schon während der weiteren Behandlung wieder zu einer ausgewogenen Kost zurückkehren, die Deinem Hund gut schmeckt und die ihn bedarfsgerecht versorgt. Dies ist insbesondere für Welpen und Junghunde wichtig, die einerseits die meisten Probleme mit Giardien haben, andererseits während des Wachstums dringend auf eine bedarfsdeckende Nährstoff- und Energieversorgung angewiesen sind.
Eine ungewohnte, einseitige und unausgewogene Kost hingegen steht dem Therapieerfolg erfahrungsgemäß eher im Wege – und kann bei Junghunden auch schnell zu unerwünschten Mangelernährungen führen.
Giardien-Infektion vorbeugen
Die vorbeschriebenen Hygiene-Maßnahmen dienen also auch in erster Linie dazu, den Infektionsdruck während / nach einer Behandlung zu reduzieren und einer Reinfektion vorzubeugen. Auch ohne, dass es bisher zu einem Krankheitsausbruch bei Deinem Hund gekommen ist, sind dies empfehlenswerte Maßnahmen zur Vorbeugung gegen eine Reihe von Parasitosen oder Infektionskrankheiten.
KEINEN Sinn macht es hingegen, den eigenen Hund aus Angst vor Infektionen möglichst vor sämtlichen Hundekontakten abzuschirmen und ihn von allen Orten fernzuhalten, wo andere Vierbeiner verkehren – den Giardien entkommst Du so nicht!
Ebenfalls KEINEN Sinn macht es, einen offenkundig gesunden, symptomlosen Hund prophylaktisch regelmäßig zu testen. Denn eine medikamentöse Behandlung macht nur Sinn, wenn auch Symptome da sind – egal, ob im Kot Zysten nachgewiesen wurden oder nicht.
Da sich manchmal die Giardien-Sorten, die eigentlich für den Menschen infektiös sind, auch in den Hund verirren, ist regelmäßiges Händewaschen im Umgang mit dem Tier ohnehin empfehlenswert, auch der regelmäßige Gebrauch von Hand-Desinfektionsmittel kann nicht schaden.
Giardien sind nur eine von vielen Parasitenarten, die Deinen Hund befallen können und über die Du Dich daher am besten schon im Vorhinein informieren solltest. Allgemeine Informationen und eine Auflistung der häufigsten Parasiten findest Du in unserem Übersichts-Artikel.
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