frau auf sofa mit welpen

Von Welpenfreude zu Welpenfrust: Was ist "Puppy Blues"?

Wie die anfängliche Freude am neuen Welpen in den 'Puppy Blues' umschlagen kann und wie frischgebackene Hundebesitzer damit umgehen können

Viele von uns können sich nichts Schöneres vorstellen, als einen Welpen aufzuziehen und diesem die Welt zu zeigen. Aber gerade bei Hundeneulingen stellt sich in den ersten Wochen nach dem Einzug des kleinen Vierbeiners oftmals eine gewisse Ernüchterung und Überforderung ein, der umgangssprachlich „Puppy Blues“ genannt wird.


Ein interdisziplinäres Team der Universität Helsinki hat sich mit diesem Phänomen befasst und Vergleiche zur Kindbett-Depression gezogen, die bei frischgebackenen Müttern auftreten kann.

Die Studie

Dafür haben die Forschenden in einem umfangreichen Validierungsprozess eine Umfrage entwickelt, die an 326 Besitzer von ein- bis zweijährigen Hunden verschickt wurde, um sie nach ihren Erinnerungen an die Welpenzeit und ihr aktuelles Verhältnis zu ihrem Hund zu befragen. Getrennt davon untersuchten sie auch die Persönlichkeit und das Befinden der Besitzer. Sie betrachteten dabei Aspekte wie Neurotizismus, Bindungsverhalten, allgemeine Ängste und Depressionen.

Nach Auswertung der Ergebnisse stellte sich heraus, dass die Hypothese, die eine Parallele zwischen „Puppy Blues“ und Kindbett-Depression vermutete, zutrifft:

„Wir haben herausgefunden, dass die neue Rolle und die bedeutenden Veränderungen im Leben, die mit der Anschaffung eines Welpen einhergehen, bei Hundebesitzern Angstgefühle auslösen können, die sich als übertriebene Schuldgefühle und unverhältnismäßige Sorgen äußern können. Darüber hinaus sind die Betroffenen manchmal reizbar oder haben Schwierigkeiten, eine emotionale Bindung zu ihrem Welpen aufzubauen, und leiden unter Müdigkeit und Schlafstörungen. Daher ähnelt der „Puppy Blues“ dem „Babyblues“, da beide Zustände durch vergleichbare Symptome wie dysphorische Stimmung, Angstzustände, Schlaflosigkeit und Reizbarkeit gekennzeichnet sind.“

Und bei beiden Zuständen gibt es Abstufungen von „kaum ausgeprägt“ bis „stark ausgeprägt“, wobei „extreme Belastungen“ während der Welpenzeit nur von rund 10 % der Hundehalter berichtet wurden.

Die Bestandteile des „Puppy Blues“

Die Forschenden identifizierten drei hauptsächliche Bestandteile des „Puppy Blues“:

Frustration, Angst und Müdigkeit

  • Angst: Der Faktor Angst bezieht sich in erster Linie auf Selbstzweifel und Gefühle der Unzulänglichkeit als Hundehalter sowie auf die Sorge um das Wohlbefinden und die Entwicklung des Welpen.
  • Frustration: Dies misst das allgemeine Gefühl der Unzufriedenheit und der emotionalen Belastung aufgrund der Herausforderungen und unerwarteten Schwierigkeiten bei der Pflege eines Welpen, einschließlich Gefühlen der Irritation, Zweifeln an der Bindung zum Welpen, Wahrnehmung der Aufgaben als anspruchsvoll und Infragestellung der Entscheidung, einen Welpen anzuschaffen.
  • Erschöpfung: Dieser Faktor erfasst die Belastung, die mit der Welpenpflege verbunden ist, einschließlich der Herausforderungen der wahrgenommenen Schwierigkeit, sich um den Welpen zu kümmern, Erschöpfung, Schlafstörungen, Angst vor der Zeit und der Aufmerksamkeit, die der Welpe erfordert, und der Wahrnehmung einer erhöhten Anstrengung während der Welpenphase.

Ergebnisse der Umfrage

Übrigens gab nur fast die Hälfte der Teilnehmer an, während der Welpenzeit ihres Hundes entsprechende Probleme gehabt zu haben.

Diese Studie ist insgesamt ein wichtiger Schritt zum Verständnis der Erfahrungen von Welpenbesitzern und zur Unterstützung derjenigen, die in der Welpenzeit wider Erwarten mit negativen Gefühlen zu kämpfen haben. Die Anerkennung der Tatsache, dass die Welpenaufzucht nicht für jeden fröhlich und unbeschwert verläuft, ist ein wichtiger Aspekt, um frischgebackene Hundebesitzer bestmöglich unterstützen zu können.

Und es gibt auch eine gute Nachricht: Es geht vorbei! Bei den meisten derjenigen Teilnehmer, die erhebliche Probleme während der Welpenzeit beschrieben hatten, waren diese nach weniger als fünf Monaten verflogen. Ein guter Grund, nicht aufzugeben – denn danach warten hoffentlich viele Jahre gegenseitiger Bereicherung auf das neue Mensch-Hund-Gespann!

Quelle

„Development and validation of the puppy blues scale measuring temporary affective disturbance resembling baby blues”

Aada Ståhl, Milla Salonen, Emma Hakanen, Salla Mikkola, Sini Sulkama, Jari Lahti & Hannes Lohi, NPJ Mental Health Research, 06/2024

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Barbara Thiel

ÜBER DIE AUTORIN: BARBARA THIEL

Barbara Thiel ist Tierärztin mit Schwerpunkt Tierernährung und arbeitet in der Produktentwicklung der Bewital petfood GmbH & Co.KG. Dort ist sie außerdem fachliche Ansprechpartnerin des BELCANDO® Experten Clubs für Züchter und Hundetrainer und leitet das Schulungswesen. Sie hält derzeit zwei Greyhounds und einen Border Terrier, ist Mitglied im Ausschuss für Zucht und Kontaktperson für die International Partnership for Dogs (IPFD) im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH).

Sie erreichen unsere Ernährungsexperten Barbara Thiel und Silke Pospiech ebenfalls über unser Expertenclub-Portal.

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