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Rettungshunde - Helden auf vier Pfoten

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Nicht alle Helden tragen ein Cape. Manche sind einfache Haushunde, die nach einer Rettungshundeprüfung helfen, verschollene Menschen zu finden. Bei mehr als 100.000 Vermisstenmeldungen jährlich - allein in Deutschland - sind Rettungs- oder Suchhunde oft die einzige Chance und werden damit zu Lebensrettern. Die systematische Einsatzmöglichkeit ist dabei teils durch Zufall entstanden.
Einblicke in die Arbeit des Rettungshundes gibt Carlheinz Pospiech, der sich mit seinem Collie Fynn aktiv bei der Rettungshundestaffel Bocholt engagiert.

 

Rettungshunde: Ursprung und Entwicklung

Der Hund hat sich schon vor Jahrtausenden als bester Freund des Menschen und Gebrauchshund für verschiedene Arbeiten eingebürgert. Der spezielle Einsatz als Retter in der Not ist dagegen recht neu. Zwar wurden die ersten Bernhardiner bereits im 17. Jahrhundert von Mönchen benutzt, um den verschneiten Weg zum Hospiz zu finden – und dabei verirrten oder verschütteten Menschen das Leben zu retten. Der systematische Einsatz von Hunden zur Aufspürung und Rettung hat allerdings seinen Ursprung im Militärwesen. Der 1890 gegründete Deutsche Verein für Sanitätshunde bildete zum Auffinden verwundeter Soldaten aus. Der große Aufschwung fand während der Weltkriege statt, wo der Bedarf an Sanitäts- und Lawinenhunden enorm anstieg. Zum Ende des zweiten Weltkrieges hin bemerkte man durch Zufall, wie Hunde immer wieder Menschen unter Trümmern aufspürten – damit war ein weiteres großes Einsatzgebiet für die Vierbeiner gefunden. Aus der sich weltweit verbreitenden Idee des Trümmerhundes entwickelten sich eine strukturierte Ausbildung und das Bewusstsein, dass Hunde ebenso in Friedenszeiten eine große Hilfe bei der Ortung von Vermissten bzw. Verschütteten darstellen. „Die einzelnen Rettungshundeteams organisieren sich entweder in freien Staffeln oder als angeschlossene Rettungshundestaffel anderer Hilfsorganisationen, wie z. B. dem Deutschen Roten Kreuz“, erklärt Carlheinz Pospiech. „Die einzelnen Staffeln wiederum vereinen sich unter einem Dachverband (z. B. BRH oder BzRH), nach deren Prüfungsordnungen die Ausbildung zum Rettungshund erfolgt.“
 

Einsatzorte von Rettungshundestaffeln

Hunde sind wahre Supernasen. Dank ihres hervorragend ausgebildeten Geruchssinns können sie Menschen noch unter neun Metern Schutt und Beton aufspüren. „Damit sind sie modernen technischen Mitteln in bestimmten Situationen weit überlegen oder stellen zumindest eine perfekte Unterstützung dar und sind – je nach Ausbildung – für verschiedene Einsatzschwerpunkte perfekt geeignet“, schwärmt der ausgebildete Rettungshundeführer.

Flächensuchhund:Die Flächensuche gehört zu den häufigsten Einsatzgebieten von Rettungshunden. Hierbei werden von den Hunden innerhalb von 45 Minuten zum Teil dicht bewaldete Gebiete mit einer Fläche von etwa 75000 m2 (ca. 10 Fussballfelder) abgesucht. Im Gegensatz zu den Mantrailern (siehe weiter unten) folgt der Hund hierbei nicht nur der Witterung einer bestimmten Person, sondern ist darauf ausgebildet, generell jegliche menschliche Witterung wahrzunehmen, dieser nachzugehen und den Rettungshundeführer über das Auffinden der Person(en) zu informieren. Dies kann auf verschiedene Weise erfolgen. Beim sogenannten „Verbellen“ hat der Rettungshund mit angemessenem Abstand zur aufgefundenen Person solange durch Bellen auf sich aufmerksam zu machen, bis das Rettungshundeteam eintrifft und die Erstversorgung vornimmt. Als weitere Anzeigeart pendelt der Hund solange zwischen dem Rettungshundeteam und der gefundenen Person, bis er sie dorthin geführt hat - das sogenannte Freiverweisen.

Mantrailing-Hund: Im Gegensatz zu den meisten Einsatzgebieten der Rettungshunde ist der Mantrailer darauf spezialisiert, eine ganz bestimmte Person aufzufinden. Der zu verfolgende Geruch wird beispielsweise anhand eines Wäschegegenstandes des Vermissten vorgegeben. Die Schwierigkeiten bei dieser Arbeit sind weit gefächert. So muss der Rettungshund aus verschiedenen Spuren die richtige und auch jüngste Spur herausfiltern. Weiterhin sind die Witterungsverhältnisse von enormer Bedeutung und nehmen neben diverser weiterer Ablenkungen wie andere Hunde, Menschen, Straßenverkehr etc. maßgeblichen Einfluss auf die Sucharbeit. Die Ausbildung zum Mantrailer ist sehr anspruchsvoll und umfangreich.

Trümmersuchhund: Unglücke geschehen immer und überall. Ob ein Haus in sich einstürzt oder ein Erdbeben eine Stadt verwüstet – das Finden der verschütteten Person hat oberste Priorität. Wenn jede Minute zählt um Leben zu retten, gehören Trümmersuchhunde zu den effektivsten Helfern. Aufgrund unterschiedlichster Einsatzumstände und nicht immer abschätzbarer Gefahrenlagen gehört die Trümmersuche zu den anspruchsvollsten Spezialisierungen des Rettungshundes. Hierbei ist zu beachten, dass zum Schutz des Hundes als Verweisart nur das Verbellen zugelassen ist.
Lawinensuchhund: Wird eine Person von einer Lawine unter Schneemassen begraben zählt jede Sekunde, denn Verletzungen, Unterkühlungen und Luftmangel können schnell zum Tod führen. Trotz hochentwickelten Ortungsgeräten gehören Lawinensuchhunde weiterhin zu den effektivsten Helfern, um die Opfer schnellstmöglich aufzufinden.

Wasserrettungshund:Bei der Sicherung von Menschen die zu ertrinken drohen sind Wasserrettungshunde eine ideale Hilfe für den Rettungsschwimmer bzw. Hundeführer. Die Vierbeiner verfügen über eine große Ausdauer und sind sehr gute Schwimmer. An einem speziellen Geschirr können sich Opfer festhalten. Zur Sicherheit des Hundes sollte dieser nicht alleine hinausschwimmen, sondern immer in Begleitung des Rettungsschwimmers. Dieser kann sich um Erstversorgung kümmern und sich mit dem Opfer vom Vierbeiner an Land bzw. zum Boot ziehen lassen.
 

Was sind die Anforderungen an Rettungshunde?

„Prinzipiell kann fast jeder Haushund ein Rettungshund werden“, erzählt Carlheinz Pospiech. „Je nach angeschlossenem Dachverband, sollte der Vierbeiner zu Ausbildungsbeginn idealerweise 3-12 Monate alt sein. Ein Maximalalter für die Ausbildung ist in der Regel jedoch nicht vorgegeben. Es kann aber verbandsabhängig ein Höchstalter der Hunde für Einsatzsuchen gelten.“
Weitere Anforderungen sind allen voran Charaktereigenschaften wie die sogenannte Wesensfestigkeit:
  • geistige und körperliche Fitness
  • Sozialverträglichkeit zu Artgenossen und Menschen
  • geringe Ängstlichkeit / offen gegenüber Neuem
  • positive Neugierde
  • ausgeprägter Spieltrieb (vorteilhaft)
  • starke Bindung zum Hundeführer
  • Lernfreude
  • gewisser Anteil Eigenständigkeit

Rassen für Rettungshunde

Bei der Rasse gibt es keine speziellen Ausschlusskriterien. „Sehr große bzw. kleine Rassen gelten jedoch nicht als typische Rettungshunde“, so der Hundeführer der Sparte Flächensuche. Hunde mit kurzen Nasen können es deutlich schwerer haben, Geruchsstoffe so aufzunehmen und zu verarbeiten, um vermisste Personen über längere Strecken zu verfolgen. Langhaarhunde können in Waldgebieten beim Durchsuchen sehr unzugänglicher Gebietsabschnitte auf Probleme stoßen. „Ideal ist eine mittlere Statur bei durchschnittlichem Gewicht. Den Großteil der Rettungshunde machen daher die Gebrauchshunderassen aus.“
 

Was sind die Anforderungen an den Rettungshundeführer?

Das Arbeitsfeld eines Rettungshundeführers muss deutlich von einem Hobby oder Hundesport unterschieden werden, wie Carlheinz Pospiech betont: „Bei Einsätzen ist höchste Aufmerksamkeit gefragt, schließlich kann es nicht nur um das Leben einer verletzten bzw. vermissten Person gehen, auch sein eigenes und das des Hundes kann je nach Situation in Gefahr geraten. Daher muss ein Rettungshundeführer viel Engagement und Freizeit einbringen.“
Ausbildung und Training können 18-20 Stunden pro Woche in Anspruch nehmen. Es ist eine meist ehrenamtliche Hilfs- und Rettungsarbeit, die sich nicht leicht mit normaler Werktätigkeit verbinden lässt.
Aber nicht nur vom Hund wird große Leistungsbereitschaft und –fähigkeit verlangt. Auch der Hundeführer muss körperlich und geistig fit sein; zu hohes Alter gilt somit als Ausschlusskriterium. Zusätzlich: Das Mindestalter liegt grundsätzlich bei 18 Jahren für den Abschluss - dadurch können (bei einer durchschnittlich zweijährigen Ausbildung) Mitglieder ab dem vollendeten 16. Lebensjahr aufgenommen werden.
 

Ausbildung und Prüfung zum Rettungshund/Rettungshundeführer

Die Ausbildungsdauer zum Rettungshundeführer und Rettungshund beträgt je nach Sparte in der Regel zwei bis vier Jahre und behandelt gewöhnlich die folgenden Schwerpunkte.

Ausbildung der Rettungshunde
 
  • Ausbildung des Suchinstinktes
  • Gehorsam: Befehle wie Sitz und Platz, Heranrufen, Fußgehen, Voraussenden etc. - häufig in Form einer Begleithundeprüfung, eines Teamtests oder Hundeführerscheins.
  • Gewöhnung an besondere Situationen: Fortbewegung auf schwankendem/glattem Untergrund u. Ä.
  • Kletter- und Kriechübungen: Begehen von Leitern (waagerecht und schräg), Wippen, durchqueren von Röhren …
  • Anzeigeübungen: Sucharbeit in Trümmern/Fläche, Verbellen, Scharren, Freiverweisen …
Ausbildung zum Rettungshundeführer
 
  • Erste Hilfe an Mensch (gültige Ersthelferausbildung) und Hund
  • Orientierung im Gelände: Karten- /Kompasskunde, GPS
  • Kenntnisse in der Einsatztaktik
  • Funktechnik
  • Trümmerkunde/Bergung (bei Trümmersuche)
  • Kenntnisse in der Kynologie
  • Unfallverhütung (Sicherheit im Einsatz und Trainingsbetrieb)

Die Rettungshundeprüfung: Prüfungsinhalte

Die folgende Übersicht der Prüfungsinhalte bezieht sich auf die in Deutschland am häufigsten eingesetzten Einsatzbereiche Flächensuche und Mantrailing. Diese sind je nach Prüfungsordnung unterschiedlich und können daher nur einen allgemeinen Einblick geben.
Voraussetzung für die Ausbildung zum Rettungshund ist der erfolgreiche Abschluss der Begleithundeprüfung oder der Prüfung des praktischen Gehorsams. Um als vollwertiges Rettungshundeteam eingesetzt werden zu können, müssen Rettungshund und Hundeführer je nach Fachgebiet eine Reihe von Prüfungen bestehen. Prüfungsaufbau und –inhalte können je nach ausbildender Organisation voneinander abweichen, sind aber generell standardisiert. Das Mindestalter des Rettungshundes für alle Prüfungssparten beträgt in der Regel 18 Monate.
 
Team-Prüfung Fläche
 
  • Der Hund soll in einem Suchgebiet bis ca. 75.000 m2 nach 1-3 Versteckpersonen (je nach Schwierigkeitsgrad der Prüfung) suchen, sie finden und verweisen.
  • Es können Ablenkungspersonen (Jogger, Radfahrer, Spaziergänger, frei laufende Hunde etc.) in das Suchgebiet eingebracht werden.
  • Die Versteckpersonen können liegend, sitzend, hockend, stehend, laufend, hängend, leicht abgedeckt, erhöht bis 3 Meter oder in Höhlen oder Büschen versteckt werden.
  • Die Suchzeit beträgt je nach Schwierigkeitsgrad der Prüfung bis 45 Minuten und beginnt mit Anlegen der Kenndecke des Hundes.
  • Nach Erhalt des Suchauftrages soll der Hund das Suchgebiet motiviert und selbständig nach Versteckpersonen absuchen und diese verweisen.
  • Vor Versorgung der Versteckperson ist der Hund zu belohnen und abzulegen.
  • Das Rettungsteam nimmt die Erstversorgung vor und leitet über Funk die weiteren Maßnahmen ein.
Team-Mantrailing-Prüfung
 
  • Der Hund soll einen Trail mit einer Mindestlänge von 1500 Metern verfolgen.
  • Die Liegedauer des Trails beträgt mindestens 12 Stunden
  • Die Suchzeit beträgt je nach Schwierigkeitsgrad der Prüfung bis 60 Minuten und beginnt mit dem Anlegen der Kenndecke.
  • Der Trail kann sich innerorts, am Ortsrand oder Außerorts befinden und entspricht dem natürlichen menschlichen Bewegungsmuster.
  • Der Trail kann sich im gewöhnlichen Lebensumfeld der Versteckperson befinden, was somit eine Alt-Frisch-Differenzierung ermöglich (je nach Schwierigkeitsgrad der Prüfung).
  • Ist die Versteckperson aufgefunden und vom Rettungshundeführer identifiziert, erfolgt die Erstversorgung mit Einleitung weiterer Maßnahmen über Funk.
Nähere Informationen zur Arbeit von Carlheinz Pospiech mit seinem Collie Fynn und dem Rettungs-Team sind auf der Webseite der Rettungshundestaffel Bocholt zu finden.
 
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